Arbeiten ohne Grenzen So gelingt die Workation

Von Michael Sudahl

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Die Kombination aus Arbeit (Work) und Urlaub (Vacation) steht für viele Arbeitnehmer ganz oben auf der Wunschliste. Homeoffice im Urlaubsland – worauf ist dabei zu achten?

Work + Vacation = Workation
Work + Vacation = Workation
(© mihakonceptcorn - stock.adobe.com)

Sonne satt oder raue Bergkulisse – wer geht nicht gern in Urlaub? Prospekte versprechen Sport, Erholung, kulturellen und kulinarischen Genuss oder alles zusammen. Viele Büroarbeiter auf Ämtern und in Behörden wollen deshalb Arbeit und Ferien klar trennen. Doch längst nicht mehr alle. Mehr als die Hälfte aller 16.000 Befragten einer Auswertung der Beratungsgesellschaft EY zufolge würde kündigen, wenn Arbeitsort und -zeit so starr bleiben wie vor der Pandemie.

Vor allem jüngere Arbeitnehmer wollen ihre Homeoffice-Erfahrungen ins Ausland übertragen. Eine „Workation“ steht ganz oben auf der Wunschliste. Das Kunstwort vereint Arbeit (Work) und Urlaub (Vacation). Beides soll zusammen funktionieren. Ob der Heimarbeitsschreibtisch dann im nahen Südtirol oder im fernen Bali steht, spielt da keine Rolle. Aber nicht nur die Zeitverschiebung schlägt auf die (telefonische) Erreichbarkeit durch.

Technik regeln

„In der Technik gilt es, auf Details zu achten“, erklärt Peoplefone-Geschäftsführer Felix Pflüger. Der Chef des Providers betreut mehr als 10.000 Geschäftskunden. Darunter auch etliche Verwaltungen, die weltweit tätig sind. Eine stabile Internetverbindung ist das Kernelement, um im Urlaub erreichbar zu sein. Und damit Kosten beim Telefonieren nicht explodieren, empfiehlt Pflüger entweder auf SIM-Karten des jeweiligen Landes umzusteigen oder Modelle zu wählen, die länderübergreifend funktionieren. Etwa weil sie sich automatisch ins am besten verfügbare Netz einwählen.

Die telefonische Erreichbarkeit wiederum sei deshalb wichtig, weil Mitarbeiter im Erholungsurlaub meist dann angerufen würden, wenn etwas Brenzliges passiert, das keinen Aufschub duldet, so Pflüger. Alles andere kann via E-Mail erledigt werden und unterliegt meistens keiner hohen Dringlichkeit. Anders sieht das beim einer Workation aus, dem Arbeiten am Urlaubsort. Hier gilt die telefonische Erreichbarkeit zu den üblichen Geschäftszeiten.

Einklang finden

Auch kann Arbeiten im Urlaub stressbedingte Arbeitsausfälle vorbeugen. Diese kosten die Wirtschaft jährlich eine Milliarde Euro. Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse und der TU Chemnitz sagen rund 60 Prozent der Befragten, die von zu Hause aus arbeiten, dass im Homeoffice die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen. „Workation bietet die optimale Work-Life-Balance“, beobachtet Pflüger. Nicht weil Arbeit und Entspannung voneinander getrennt werden, sondern weil Entspannung in den Arbeitsalltag integriert wird. Die Formulierung „Work-Life-Balance“ sei allerdings irreführend. Sie gaukle Extreme vor, die es so nicht gibt. Vielmehr sollten Arbeit und Leben in Einklang gebracht werden.

Autor Andreas Nau schreibt in seinem Buch „Wertvoll in die Zukunft“: Arbeiten und Erholen sollten sich mischen. Die Zeit im Büro sollte idealerweise Lebensfreude liefern. „Work-Life-Blend“ lautet seine Formel. Dabei ist Individualität das Stichwort. Bei einer Workation können Mitarbeitende je nach produktiver Phase, Stimmung oder Workload Pausen flexibel gestalten und besser in den Alltag integrieren.

Asynchrones Arbeiten

Ferner kann der Aufenthalt am ungewohnten Ort, ob alleine oder im Team, Kreativität fördern und andere Perspektiven öffnen. Denn oft erlahmen Ideen und Pläne durch Routinejobs. Eine lange Wanderung oder ein paar Stunden Surfkurs lüften hingegen das Gehirn und sorgen für frische Impulse. Das wiederum führt zu einem hohen Maß an Wohlbehagen – im Bestfall im Job und im Privatleben.

„Deswegen sollten Mitarbeitende arbeiten dürfen, wann und wo sie wollen, sofern sie die gewohnte Leistung liefern“, findet Pflüger und betont: Nicht alle Menschen seien zur selben Zeit produktiv. Es gibt Frühaufsteher und Nachtmenschen, Homeoffice-Freunde und Büroverfechter. Diese Individualität sollten Chefs respektieren und fördern, zum Beispiel, indem sie asynchrones Arbeiten befürworten.

So macht auch eine Kombination aus Anwesenheit im Büro und Homeoffice bzw. Remote Work Sinn. Der reale Kontakt zu Kollegen ist wichtig. „In der Verwaltung ist das Voneinander-Lernen ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist“, findet Pflüger.

Schnittstellen einrichten

Doch auch, wenn Kolleginnen und Kollegen im Urlaub nicht erreichbar sein wollen, sollten Führungskräfte das akzeptieren. Der Urlaub ist im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) geregelt. Eine permanente Erreichbarkeit im Urlaub ist dort nicht verankert. Denn selbst wenn Arbeitnehmer über ein Diensthandy verfügen, gibt das dem Arbeitgeber nicht automatisch das Recht, sie im Urlaub anzurufen, wenn ihm der Sinn danach steht. Dies würde der Erholung entgegenstehen.

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Klug ist es daher, vorab das Konfliktpotential zu entschärften. Bedeutet für den Arbeitnehmer, seine Aufgaben sauber zu übergeben und für die Chefin, diese Schnittstelle zuvor einzurichten. Ein Tandemmodell kann hier helfen. So vertreten sich Kollegen wechselseitig während ihrer Abwesenheit.

Lohn & Steuer

Es ist zudem schlau, mit der Firma zu besprechen, wie lange aus dem Ausland gearbeitet werden darf. Oder was passiert, wenn ein Flug ausfällt. Oft finden sich dazu Regeln im Arbeitsvertrag. Falls nicht, ist eine Vereinbarung sinnvoll, in der auch Aspekte zur Sozialversicherung festgehalten sind.

Was viele nicht wissen: Ein Auslandsaufenthalt kann sich steuerlich auswirken. Entscheidend ist, an wie vielen Tagen im Jahr im Ausland gearbeitet wird. Für diejenigen, die weniger als die Hälfte - also 183 Tage im Jahr - von einem anderen Land aus arbeiten, gilt das deutsche Lohnsteuerrecht. Doch Achtung: Manche Länder verlangen schon nach kürzerer Zeit Steuern.

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