Datenplattform Infinite Scale „ownCloud hat sich komplett neu aufgestellt“

Von Dr. Dietmar Müller

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In einer Videokonferenz erklärt COO Holger Dyroff, wie ownCloud ganz neu durchstarten will – die Datenplattform Infinite Scale soll eine Basistechnologie für viele neue Szenarien stellen.

Die ownCloud-Datenplattform Infinite Scale soll eine Basistechnologie für viele neue Szenarien stellen.
Die ownCloud-Datenplattform Infinite Scale soll eine Basistechnologie für viele neue Szenarien stellen.
(Bild: gemeinfrei, 4047259 / Pixabay)

Alles neu bei ownCloud. Zunächst als jüngste Version der hauseigenen Filesharing-Plattform gedacht, hat sich „Infinite Scale“ zu einem völlig neuen Produkt entwickelt, das ownCloud ein neues, bedeutendes Standbein verleihen soll. Anwender hätten es nun praktisch mit einem neuen Unternehmen zu tun. Was ist dieses Infinite Scale nun denn genau?

Holger Dyroff, COO und Managing Director bei OwnCloud, in der Videokonferenz.
Holger Dyroff, COO und Managing Director bei OwnCloud, in der Videokonferenz.
(Bild: Müller)

„Infinite Scale ist eine Datenplattform, die es Unternehmen und Organisationen ermöglicht, ihr eigenes souveränes Cloud Data Ecosystem aufzubauen, das alle datenbezogenen Anwendungsfälle abdeckt“, so begann Holger Dyroff, COO und Managing Director bei ownCloud, seine Erläuterungen zum neusten Produkt aus seinem Hause, das die Firma völlig neu aufstellen soll und seit Mai als Beta zur Verfügung steht. „Infinite Scale vereint verschiedene verteilte, hybride Datenquellen und bietet eine einheitliche, sichere Zugriffsebene für Data Governance.“

Infinite Scale ist eine Datenplattform, mit der Unternehmen ihr eigenes souveränes Cloud-Data Ecosystem aufbauen können.
Infinite Scale ist eine Datenplattform, mit der Unternehmen ihr eigenes souveränes Cloud-Data Ecosystem aufbauen können.
(Bild: ownCloud)

Überhaupt drehe es sich bei Infinite Scale – gelegentlich auch „oCIS“ genannt – zualleroberst um die digitale Souveränität: „Wirtschaft, Staat, Gesellschaft und natürlich das Unternehmen soll mit Daten völlig unabhängig umgehen können. Dafür braucht es offene Standards und einen offenen Quellcode. Alle Komponenten müssen transparent sein und vollen Zugriff gewähren. Der Betrieb innerhalb der EU stellt sicher, dass keine staatlichen Stellen auf die Daten zugreifen können“, so Dyroff. Entwicklungspartner ist daher nicht ohne Grund die Europäische Organisation für Kernforschung CERN.

Das Herzstück von Infinite Scale ist eine Datenplattform, die Speicher, Identitäts- und Zugriffsmanagement und andere Infrastrukturkomponenten integriert und Funktionen zur gemeinsamen Nutzung von Daten bietet. So lassen sich lokal und in der Cloud betriebenen Umgebungen zu einer einzigen Benutzererfahrung zusammenführen.

Infinite Scale ist ein eigenständiges Produkt

Wichtig ist Dyroff festzustellen, dass Infinite Scale keine neue Version oder ein Nachfolgeprodukt von ownCloud 10 ist. Es handle sich vielmehr um eine neue, eigenständige Plattform mit anderen Eigenschaften und Funktionen. „Es wurde mit einem Datenplattform-Ansatz im Hinterkopf entwickelt – das ist der wesentliche Unterschied zu ownCloud 10, das eine auf den Endbenutzer fokussierte Lösung für Secure Content Collaboration & Secure Filesharing ist.“

Cloud-nativ und auf Microservices aufgebaut

Infinite Scale ist auf Cloud-Native-Prinzipien aufgebaut und basiert statt auf dem LAMP-Stack wie bei ownCloud 10 auf gRPC-basierten Microservices. Mit ihnen sei ein einfaches Skalieren von kleinen Heimanwender-Installationen bis hin zu multinationalen Unternehmensumgebungen möglich.

Die Plattform komme ohne externe Abhängigkeiten wie eine Datenbank oder einen Webserver aus und könne praktisch sofort ausgeführt werden. Durch Kernfunktionen der Plattform mit Anwendungen, die bestimmte Geschäftsfelder oder Anwendungsfälle für Endbenutzer bedienen, lasse sich Infinite Scale auf spezifische Lösungsanforderungen zuschneiden.

Neue Funktion: Spaces

Mit „Spaces“ offeriert Infinite Scale eine neue Möglichkeit der Kollaboration: Sie bieten unabhängig von den persönlichen Daten eigenständige Dateiräume für Abteilungen, Teams oder Projekte. Diese lassen sich per Self-Service einrichten und mit individuelle Nutzerrollen versehen. Die Abtrennung von den eigenen Daten soll das Eindringen von Hackern in das dahinterliegende System unmöglich machen.

Spaces: Datenräume (Tresore) für die Zusammenarbeit in Projekten und Teams.
Spaces: Datenräume (Tresore) für die Zusammenarbeit in Projekten und Teams.
(Bild: ownCloud)

Storage wird flexibel

Spaces sind nicht die einzige Neuerung in Sachen Storage: Infinite Scale erlaubt auch den gleichberechtigten Anschluss von verschiedenen Storage-Backends und die Kombination mit einem Web-Frontend und nativen Clients. So lassen sich auch die Compliance-Anforderungen von Unternehmen für den Datenzugang (Datenschutz-, Sicherheits- und Geschäftsprozessanforderungen) einhalten.

In einer dreistufigen Architektur sind Speicher-, Backend- und Frontend-Komponenten getrennt und kommunizieren nur über definierte APIs. Die Benutzer-Authentifizierung erfolgt über das quelloffene OpenID Connect. Der Zugriff erfolgt über den gerade erneuerten ownCloud Desktop-Client oder den Client für Android und ebenfalls neu iOS.

Warum die neue Architektur?

„PHP ist an seine Leistungsgrenzen gekommen“, erläuterte Patrick Maier, Senior Product Manager, den Hauptgrund für die Wahl von Go als neue Programmiersprache für Infinite Scale. Und tatsächlich zeigte er in einer Produktdemo, wie sich Instanzen unter Infinite Scale deutlich schneller aufsetzen lassen als bislang mit ownCloud möglich.

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ownCloud-Chief Technology Officer Klaas Freitag erläuterte in einer Videokonferenz das neue Konzept.
ownCloud-Chief Technology Officer Klaas Freitag erläuterte in einer Videokonferenz das neue Konzept.
(Bild: Müller)

„Wir rechnen für die fertige Version mit einer mindestens um das Zehnfache gesteigerten Leistung“, hatte der zugeschaltete Chief Technology Officer Klaas Freitag bereits im vergangenen Jahr erklärte. „Das bedeutet für unsere Kunden signifikante Produktivitätssteigerungen bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen aufgrund reduzierter Hardware-Anforderungen. Zudem lässt sich die von der Datenbank befreite Architektur leichter und besser skalieren, auch geografisch.“

Aktuell denken die Macher wie Freitag dabei zuerst an Content Collaboration und Digital Workplace, wenn sie über die Einsatzmöglichkeiten von Infinite Scale sprechen. Ergänzende Anwendungen erhofft man sich von der ownCloud-Community und kommerziellen Partnern auf Basis der offenen APIs und des Erweiterungssystems von Infinite Scale, namentlich das neue Webinterface „ownCloud Web“.

Migration von ownCloud 10 sinnvoll?

ownCloud Web kann als Ergänzung zur Classic UI oder als eigenständige Weboberfläche für ownCloud 10 genutzt werden, so Freitag. So ließen sich beide Produkte in einer Umgebung nebeneinander nutzen, prinzipiell seien aber auch „Migrationsschritte von ownCloud 10 zu Infinite Scale“ möglich.

So könnten beispielsweise Content Collaboration-Anforderungen mit ownCloud 10 bedient werden, während Datenräume oder Datentresore parallel über Spaces bereitgestellt werden. „Die Nutzung von ownCloud Web ermöglicht ein produktives Arbeiten in einem solchen hybriden Setup, so dass der Endanwender gar nicht merkt, ob ownCloud 10 oder Infinite Scale bereits im Hintergrund läuft.“

Fazit

Lassen wir abschließend COO Dyroff noch einmal zu Wort kommen, der Infinite Scale wie folgt beschreibt: „Eine vollständig neue ownCloud Architektur schafft unbegrenzte Skalierbarkeit für Benutzer, Daten, Freigaben und Metadaten. Wir ermöglichen damit Open Source Content Collaboration für jeden Anwender und jedes Unternehmen, unabhängig von der Installationsgröße und den individuellen Anforderungen – und das mit einer Performance-Steigerung von 90 Prozent und mehr.”

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